Und schon ist der 25. Alpentriathlon am Schliersee / Spitzingsee in die Triathlon-Geschichte eingegangen. Damit habe ich meinen ersten Triathlon über die olympische Distanz gefinished in genau 3:27:25h. Ich habe also meine Zielzeit von sub 3h für meinen ersten Triathlon über 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen nicht annähernd erreicht. Doch wenn ich vorher gewusst hätte, wie der Kurs aussieht, dann wäre das auch klar gewesen:)

Doch ich beginne mal von vorne: am Freitag stand ich noch im Triathlon-Shop hier in München und wollte mir kurzerhand einen Neoprenanzug organisieren, war aber von den Preisen zwischen 200 und 600 Euro für so ein Teil dann doch „leicht“ abgeschreckt. Dem Verkäufer konnte ich nur ein leichtes Lächeln auf die Lippen zaubern, als ich ihn auf „nächstes Jahr“ vertröstet hatte, um dann zuzuschlagen.

Ich versicherte ihm noch einmal, dass ich dann am nächsten Tag wohl ohne Neoprenanzug in den ca. 18/19° C warmen Schliersee hüpfen würde, um die 1500 m hinter mich zu bringen, und er bekam sichtlich eine Gänsehaut:D. Ich dachte mir nur so: „was ein echter Ironman-Anwärter ist, der braucht doch keinen Neo! Die in Hawaii hatten damals schließlich auch keinen…“ (Vorweg: künftig werde auch ich mit Neo schimmen;).


Auch im Sommer bleibt der Schliersee vergleichsweise „frisch“. Die Wassertemperatur letzten Samstag betrug ca. 18/19 ° C. Foto von Allie_Caulfield unter einer CC BY-SA 2.0 Lizenz.

Der Tag / die Nacht vor dem Triathlon war dann auch recht lang bzw. kurz, weil sich Schwesterchen noch angekündigt hatte, um ein wenig auszugehen – also die optimale Vorbereitung mit ca. 1,5 h Schlaf vor so einem Event. Als ich dann mit Fabian am Gleis in Richtung Alpen stand, waren wir beide noch so schlafblöd, dass wir den ersten Zug erst einmal weiterziehen ließen:

auf dem Zug (BOB, bayerische Oberlandbahn) stand halt nur Tegernsee, und wir waren uns nicht mehr sicher, ob der Zug auch zum Schliersee fahren würde. Als wir dann hektisch die Zuggäste fragten, wohin die Reise ging, lautete der Tenor nur: auf jeden Fall nicht zum Schliersee! Also wieder ausgestiegen und eine Stunde auf die nächste BOB gewartet. Dort erfuhren wir dann auch, dass der eine Teil zum Tegernsee, und der andere zum Schliersee fahren würde^^.

Jedenfalls sind wir dann noch rechtzeitig zum Rad-Check-In angekommen, der bis 10:40 Uhr ging, und ich bereitete mich mental auf die erste Disziplin vor. Um 12:05 sollte es dann losgehen, in der letzten Startergruppe, mit der hellblauen Badekappe, ohne Neo. Doch neben mir fand sich noch mindestens ein halbes Dutzend anderer Triathleten unter den weit über 1000 angereisten Sportlern, die auf die „Schwimmhilfe“ verzichteten. Das kurze Einschwimmen im kalten Nass sorgte dafür, dass ich spätestens jetzt voll wach war.

Als wir dann alle so lauskraulten (manche auch schön brustschwammen), habe ich erst einmal so wie es sich gehört, die rechte Kontaktlinse und die Orientierung verloren – ganz ohne Fremdeinfluss und ohne Prügelei beim Schwimmstart, da ich ganz links gestartet war, aus Angst, dass mir bei der leichtesten Berührung wieder die Schulter auskugeln würde. Irgendwann bemerkte ich aber dann doch, dass ich ca. 100 m von der Ideallinie entfernt war, und ein paar weitere Schlenkerer sorgten dann dafür, dass meine Schwimmzeit von 37:55 min „unter aller Kanone“ war.

Klar, im Schwimmbecken schimmt es sich auch anders als in einem See, noch dazu einem solch kalten, aber normalerweise hätte ich die Distanz locker 5 Minuten schneller bewältigen müssen…beim nächsten Mal bin ich auf jeden Fall besser ausgerüstet und schaue auch, dass die Linsen trocken bleiben. Beim Schwimmen hatte ich übrigens neben dem Fehler, eine nagelneue Schwimmbrille zu verwenden, die dann auch erst mal schön vollgelaufen ist und meine Linse rausgespült hat, noch den Fauxpas begangen, meine Ohrenstöpsel draußen zu lassen – für mich gibt es ja kaum etwas Störenderes als (kaltes) Wasser im Gehörgang zu haben…

Beim Wechsel aufs Rad lief eigentlich alles glatt, außer dass ich erst mal meine Startnummer von dem Bändchen abgerissen hatte, und anstelle des vorperforierten Lochs umständlich ein neues reinbeißen musste, damit ich die Startnummer wieder an das Band anbringen konnte. Aber diese Zeit konnte ich ja immerhin dadurch kompensieren, dass ich keinen Neoprenanzug dabei hatte, aus dem ich mich umständlich herauswinden musste – also nochmal Glück gehabt:)

Beim Radeln konnte ich dann fleißig ein paar Athleten einsammeln, mit meinem alten Rennrad aus den 80er Jahren, Stahlrahmen (nix Carbon!), und (leider) nur einer Halterung mit einem isotonischen Getränk (500 ml). Die Sonne zeigte sich von ihrer schönsten Seite, und schnell wurde mir klar, dass ich wohl zu wenig Flüssigkeit dabei hatte. Die erste Verpflegungsstelle kam auch erst irgendwann bei Kilometer 25 oder mehr, wobei ich mich gar nicht mehr so recht entsinnen kann, ob ich kurz Halt an einer Kuhtränke gemacht hatte oder sonst irgendwo.

Präpariertes Rennrad für den Stadttriathlon
Wie auch schon bei meinem ersten Triathlon trat ich mit meinem uralten Dancelli-Rennrad an, was auch dieses Mal einen guten Dienst tat.

Die Radstrecke war unheimlich schön, aber auch schön anstrengend. Auf und ab ging´s, und meine GPS-Uhr zeigte mir teilweise deutlich mehr als 60 km/h an. Bergauf waren es dann teilweise nur müde 7 km/h, und vor allem der letzte Teil der 40 km Radstrecke war einfach nur brutal: es ging sicher 3-4 km nur noch bergauf mit einer Steigung von ca. 17%, und im Prinzip schoben 8 von 10 Triathleten ihre oftmals mehrere tausend Euro teuren Babies den Berg rauf. Auf dem nebenstehenden Bildchen erhält man einen groben Eindruck von der Steigung gegen Ende dieser Höllenstrecke (Quelle).

Ich wollte es durchziehen und auf meinem Stahlrad eisern hochradeln; als ich es dann durch die „Hochschlängeltaktik“ irgendwann geschafft hatte, war ich schon ein wenig stolz auf mich, aber dafür umso fertiger. Für die letzten 4 km Radeln hatte ich fast 30 min gebraucht, was dann auch mitunter den Rad-Split von 1:51:47h erklärt (ich hatte ja mal von 1:20h oder so geträumt…)

Beim Laufen, meiner Lieblingsdisziplin, ging es dann zwischen munter kauenden Kühen in der Valepp-Schleife weiterhin recht hügelig zu, und die ersten Kilometer fühlten sich schon sehr schwer an, aber ich fühlte mich immer noch fit genug, um die 10 km wenigstens unter 60 min zu laufen – es ging ohnehin spätestens nach dem Schwimmen einfach nur um´s Durchkommen.


Beim Garmin-Alpen-Triathlon kann es durchaus vorkommen, dass einem auf der Laufstrecke eine Kuh im Weg liegt.

Die ersten Anzeichen von Krämpfen ignorierte ich einfach und lief drüber hinweg, was auch funktionierte. Die beiden Runden um den Spitzingsee herum waren dann ein solides Auslaufen, und nach knapp unter 3:30 h hatte ich dann auch endlich das Ziel erreicht. Dort gab es dann leckeren Kaiserschmarrn und eine stolze Freundin – was will mann mehr?! Insgesamt war dieser Alpen-Triathlon ein toller erster Einstieg in diese Distanz, wobei ich keinem Neuling empfehlen würde, dies nachzuahmen. Nach meinem ersten (Sprint-)Triathlon letztes Jahr in München hätte ich mir vielleicht einen leichteren Kurs aussuchen sollen, aber ich will auf jeden Fall im nächsten Jahr wieder kommen und am Ball bleiben.

Zum Schluss noch ein paar Pros & Cons:

Pro:
– super schönes Alpenpanorama, und das Wetter hat auch mitgespielt
– tolle Stimmung auch in den Dörfern auf der Radstrecke
– ich bin kein einziges Mal stehen geblieben
– sogar ohne Neoprenanzug die 1,5 km im kalten Schliersee absolviert

Contra:
– der Shuttle-Bus zwischen Schliersee und Spitzingsee hat ganz schön auf sich warten lassen; hier wären ein paar Busse mehr günstiger gewesen
– Schwimmen ohne Neo und mit nur einer Kontaktlinse sind typische Anfängerfehler

Am Abend war ich dann tatsächlich am Ende meiner Kräfte und hätte mir beim besten Willen nicht vorstellen können, gleich am nächsten Tag wieder beim Friedberger Halbmarathon mitzulaufen. Doch ein echter Blackoutrunner muss auch ein kleines bisschen verrückt sein…