Es ist einige Jahre her, dass ich mir ein für mich neues, großes Ziel gesteckt hatte – nämlich die 10:30 h bei einer Triathlon-Langdistanz zu knacken! Warum das bisher nicht geklappt hat, lag sicherlich einerseits am Training, aber andererseits auch am Unterbewusstsein. Ich habe bis vor Kurzem nicht so richtig dran geglaubt, dass diese Zielzeit wirklich möglich ist für mich. Doch jetzt bin ich mir sicher, dass ich sub 10:30 finishen werde!
Ob das dann tatsächlich in 17 Tagen beim Ironman Western Australia schon der Fall sein wird, hängt von vielen Faktoren ab. Aber wenn ich keine Reifenpanne habe und auch meine Verpflegung passt, dann bin ich absolut überzeugt davon, dass ich dieses Mal unter 10:30 Stunden bleiben werde. Warum ich dieses Mal so zuversichtlich bin?
Die beste Fitness seit jeher
Seitdem ich mit Powermeter (Favero Assioma) trainiere und durch Jörg deutlich mehr Struktur in mein Training gebracht habe, ist mein Trainingsfortschritt nicht nur fühlbar besser, sondern auch durch Daten gut nachvollziehbar.
Im Schaubild oben fehlen zwar die vorherigen Jahre, insbesondere auch 2016 und 2017, als ich einige persönliche Bestzeiten aufgestellt habe; allerdings war zumindest meiner Erinnerung nach das Körperempfinden nicht so gut wie heute, und ich habe mich allzu oft recht müde gefühlt, da die Trainingseinheiten teilweise viel zu hart für meinen Status waren.
Auch zu erkennen ist, dass ich zwischen Januar 2022 und August 2022 kaum an Fitness dazugewonnen habe – es fehlte insbesondere die „consistency“; ich hatte zwar einige Male pro Woche trainiert, aber eben nicht nach Plan und zu wenig zielgerichtet. Aktuell lese ich die „Triathlon-Bibel“ von Joe Friel, sodass mir dieser Aspekt jetzt erst so richtig klar wird.
In der aktuellen Podcast-Folge von Ausdauerwelt habe ich mit Jörg noch ein paar weitere Aspekte diskutiert wie z.B. der Umgang mit Schmerz:
Früher bin ich anders mit Schmerzen umgegangen, als es heute der Fall ist. Für mich gehören Schmerzen, gerade beim Ironman, einfach dazu. Es ist fast unvermeidlich, dass der Körper irgendwann nicht mehr will und nach „Aufhören!“ schreit. Was allerdings vermeidbar ist: dass man sich davon allzu negativ beeinflussen lässt.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich mir die Quälerei (wieder) antun kann. Das hört sich bisschen verrückt an, aber ich hatte ein paar Jahre Schwierigkeiten mit meiner Patellasehne, wobei an große Rennen nicht mehr zu denken war. Wenn ich aktuell harte Intervalleinheiten beim Laufen und Radfahren einlege und die Schmerzen spüre, dann bin ich vor allem dankbar dafür, dass ich meinen Sport wieder in dieser Form ausüben darf!
Das Unterbewusstsein spielt eine große Rolle!
Auch das Unterbewusstsein spielt bei dem Ganzen eine wichtige Rolle: Ich hatte ein paar Wochen vor dem Ironman Philippines doch recht große Zweifel – gerade nach dem desaströsen Rennen beim Ironman 70.3 in Davao. Es lief so ziemlich alles schief, was bei einem Triathlon schief laufen kann: Ich habe gleich in T1 meine Salztabletten verloren, beim Radfahren von Anfang an überpaced (das war mir zu dem Zeitpunkt allerdings nicht so klar), die Sitzhöhe kurz vorher verändert, sodass ich nach nicht einmal der Hälfte der Strecke schon Krämpfe bekam, kein ordentliches Bikefitting vorgenommen, zu wenig Kohlenhydrate zu mir genommen, ziemlich sicher auch zu wenig Flüssigkeit konsumiert und so weiter, und so fort.
Das Buch „How Bad Do You Want It?: Mastering the Psychology of Mind over Muscle“ von Matt Fitzgerald kam dann wie gerufen, und ich konnte in den Wochen danach mein Selbstvertrauen wiederherstellen, aber eben vor allem auch mein Unterbewusstsein umprogrammieren. Ich habe mir immer wieder eingeredet, dass ich es schaffen werde, da ich ausreichend gut trainiert habe. Ich habe visualisiert, wie ich gut gelaunt das Ziel erreiche und mir vor allem die vielen Erfolge in Erinnerung gerufen, die ich bisher schon erleben durfte.
Zahlreiche Podium-Finishes
Ich kann mich z.B. noch gut daran erinnern, wie ich im Juni 2013 aus völlig heiterem Himmel Zweiter (overall) wurde beim Tabuelan 113 Half. Die meisten starken Triathleten waren sicher bei der längeren Distanz an den Start gegangen, aber dennoch war die Leistung überraschend stark – zumal ich noch nicht einmal ein Rennrad, geschweige denn Triathlonrad hatte, sondern mit meinem Trekkingrad mit ca. 33 km/h unterwegs war.
Danach war es der Sandurot 113 in Dumaguete im November 2014, bei dem ich überraschend meine Altersklasse gewinnen konnte. Etwa vier Jahre später war es wieder Dumaguete, wo ich „auf’s Treppchen“ kam und Dritter wurde. Der vielleicht bisher größte Erfolg war allerdings mein erster Platz beim „Rotary Corporate Triathlon“ auf Mactan Island, Cebu, im Juni 2017: Hier konnte ich nicht nur meine Altersklasse gewinnen, sondern kam auch in der Gesamtwertung als Erster ins Ziel – und das mit einem platten Reifen!
Das viele Training auf Mactan Island hatte sich also ausgezahlt. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich fast jeden Samstag durch an der Küste enltang von Maribago bis nach Punta Engano zurück einen kompletten Halbmarathon gelaufen bin, und das über einige Monate hinweg. Auch das Radfahren war so regelmäßig, dass ich keine großen Probleme hatte, den Radkurs mit einem doch sehr guten Split zu beenden, obwohl mir 7 Kilometer vor dem Ziel der hintere Reifen (Tubular) geplatzt ist.
Diese Momente sind es, wofür ich sehr dankbar bin, die mir aber auch zeigen, dass ich auf einem sehr guten Weg bin. Wenn ich mir diese Erinnerungen immer wieder ins Gedächtnis rufe, dann beeinflusse ich mein Unterbewusstsein positiv und konditioniere ich mich für weitere Erfolge. Und gepaart mit dem richtigen Training, sind noch viele größere Ziele möglich, die ich an dieser Stelle aber noch nicht offen aussprechen möchte.
Aber ich sage bzw. schreibe schon einmal so viel: Sollte ich am 03.12.23 wirklich die 10:30h knacken, dann lautet das nächste Ziel mit Sicherheit sub 10;)