Ich hatte mir viel vorgenommen für den diesjährigen Ironman 70.3 Philippinen hier im heimischen Cebu. Ich wollte endlich die 5:00 Stunden-Marke knacken. Ich hatte hart dafür trainiert und die bisherigen Rennen in 2017 deuteten darauf hin, dass mein Ziel erreichbar war. Und trotzdem kam wieder einmal alles anders.
Nach etwas mehr als drei Wochen Regeneration, Wettkampfanalyse und Abstandgewinnen nach dem Rennen, kann ich mich so langsam aber sicher wieder zu längeren Trainingseinheiten aufraffen. Und das ist auch wichtig, da in 19 Tagen die nächste Langdistanz ansteht. Doch wer kennt das nicht: Wenn es mal nicht so gut läuft, ist guter Rat teuer, und die Motivation nicht die Beste.
Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Die Hitze war schuld. Nach dem mittlerweile zweiten „sehr durchwachsenen Rennen“ hier in Cebu lautet die für mich etwas ernüchternde Einsicht, dass ich einfach mit der tropischen Affenhitze nicht klar gekommen bin. Ich hoffe, dass ich das in Zukunft besser in den Griff bekomme, garantieren kann das allerdings niemand.
Die Wettkampfvorbereitung
Am Rennvortag hatte ich mein Rad eingecheckt und ging alle Schritte noch einmal durch: Das Rad hatte neue Schlauchreifen bekommen, war voll aufgepumpt, und ich hatte 8 Gels vorbereitet, die ich am nächsten Morgen auf meinem Top-Tube anbringen würde. So weit, so gut.
Was ich nicht überprüft hatte: Ob ich auch meine salt sticks im Vorrat hatte. Am Morgen des Renntags musste ich zu meinem Entsetzen feststellen, dass ich keine salt sticks mehr hatte! Und dabei hatte ich für mich während der letzten Wochen und Monate herausgefunden, dass ich mit diesen salt sticks viel besser trainiere und race, da ich einen sehr hohen Salzverlust habe.
Und dennoch dachte ich, dass ich dieses Jahr auch ohne diese Supplements ein deutlich besseres Rennen abliefern würde als letztes Jahr. Doch wie sehr sollte ich mich täuschen!
Das Schwimmen
Schon während der ersten Disziplin musste ich schnell feststellen, dass es nicht mein Tag werden würde. Die ersten paar hundert Meter verliefen noch recht gut, und ich konnte eine pace von 1:42 min / km auf meiner Garmin ablesen. Alles nach Plan also. Doch nach der ersten Boje und dem ersten Richtungswechsel wurde es hart.
Ich hatte an sich ein gutes Gefühl, und überholte auch permanent andere Athleten. Dass wir allerdings gegen eine starke Strömung anschwammen, realisierte ich erst etwas später. Erst dachte ich noch, dass meine Garmin einen „leichten Aussetzer“ haben musste, da ich auch nach einer halben Stunde im Wasser weit von den 1,9 km entfernt war. Auch nach 40 Minuten im Wasser war das Ziel noch weit entfernt.
Letzten Endes brauchte ich 48 Minuten (!) für die insgesamt 2,1 geschwommenen Kilometer, was für mich einen echten Negativrekord darstellt. Damit war mein Ziel, unter 5:00 Stunden zu bleiben, auch schon begraben. Dass einer der Athleten in dem Getümmel (Gott hab ihn selig) umgekommen ist, wunderte mich im Anschluss nicht, und einige hundert Triathleten schafften nicht einmal den cut-off.
Das Radfahren
Immer noch motiviert, eine halbwegs anständige Zeit zu erreichen, ging es auf die Radstrecke. Ich wusste vom letzten Jahr schon, dass uns starker Gegenwind aus Norden erwartete. Insgesamt ging ich das Radfahren deutlich lockerer an als in 2016, um noch Reserven für das Laufen zu haben. Und dennoch fühlte ich mich schon nach der Hälfte der Strecke etwas ausgelaugt.
Bei km 61 schaffte ich es dann auch noch, die Kontrolle über mein Rad zu verlieren, als ich versuchte, eine Trinkflasche zu ergattern. Ich ging zu Boden, und mein linkes Bein verkrampfte leicht. Sollte das ein erstes Omen sein?
Ich radelte die letzten 29 km noch gemütlich runter und hatte mit einem bike split von 2:43 h jetzt auch nicht unbedingt die schnellste Zeit…aber immerhin ging ich optimistisch auf die Laufstrecke.
Das Laufen
Der erste Kilometer ging noch locker-flockig runter – wie im letzten Jahr auch. Ich wollte um die 5 min / km bleiben, und schaffte das zunächst auch. Doch es wurde immer heißer und härter, sodass meine Geschwindigkeit auf 5:30 min / km fiel. Ich sah auch Bekannte, die mit starken Krämpfen am Wegesrand pausierten, und war zunächst froh, dass es bei mir besser lief.
Doch nach 11 Kilometern fing es auch bei mir an. Eine Ausgelaugtheit machte sich bemerkbar, und ich musste einen ersten Stopp einlegen. Einige Helfer vom roten Kreuz hatten Salben und massierten die hitzegeplagten Athleten. Obwohl die kurze Massage eine Linderung herbeiführte, wollte mein Körper einfach nicht mehr.
Jeder Kilometer wurde grausamer, und die gefühlte Temperatur war auf 44° Celsius angestiegen. Selbst das Rennen vom letzten Jahr hatte mir nicht so viel abgerungen, und ich konnte den Großteil der letzten beiden Kilometer nur noch humpeln. Welch Demütigung! Kurz nach der Ziellinie verkrampfte meine linke Wade dermaßen, dass ich mich ins Notfallzelt tragen lassen musste.
Und dort blieb ich denn auch erst mal 2 volle Stunden. Meine beiden Beine verkrampften sich derart, dass ich nichts anderes tun konnte als abzuwarten. Neben mir wurden andere Athleten abgeladen, denen es meist noch viel schlimmer ging, manche von ihnen weinten bitterlich vor Schmerzen.
Letzten Endes konnte ich mit Ach und Krach unter 6:00 Stunden bleiben, ich war fast 10 Minuten langsamer als letztes Jahr. Und dennoch war ich immerhin 30ster meiner Altersklasse, was wohl die Schwierigkeit bei diesem Rennen unterstreicht. Zufrieden bin ich deswegen noch lange nicht, da ich weit unter meinen Erwartungen geblieben war. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass ich die 5:00 Stunden unterbieten kann – selbst hier in den Tropen!
Und das werde ich dieses Jahr auch noch versuchen, unter Beweis zu stellen beim Foremost Ironman 70.3 Thailand in Phuket am 26.11.17. Dieses Mal werde ich die salt sticks mit im Gepäck haben, sodass ich zumindest das nicht mehr als Ausrede anführen kann. Auch mein Training an sich ist meiner Meinung nach viel besser und professioneller als noch 1,5 Jahren, als ich bei der Challenge Melbourne meine bisherige Bestzeit von 5:08 Stunden erreichen konnte.
Der Ironman 70.3 Philippines hat sich bei mir jedenfalls eingeprägt als das härteste Rennen überhaupt. Ich hoffe, dass es beim Tabuelan 226 nicht ganz so heiß ist, und dass meine Strategie aufgehen wird, wenigstens unter 11:00 Stunden zu bleiben. Eine neue persönliche Bestzeit möchte ich also nicht anvisieren, ich sehe diese Langdistanz eher als lange Trainingseinheit für Thailand an.